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madeira Forums Profi
Anmeldungsdatum: 20.12.2015 Beiträge: 2547 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 05.04.2022, 13:53 Titel: Ausbeutung Bolt |
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Der estnische Mobilitätsvermittler „Bolt“ expandiert weiter, hat jetzt seinen Fahrdienst auch in Salzburg gestartet. Die Medien berichten darüber erschreckend unkritisch und vernachlässigen damit ihre Aufklärungspflicht gegenüber ihren Lesern.
Es ist wie immer, wenn ein neuer Anbieter in den Markt eintritt. Eine große PR-Maschinerie kündigt den Newcomer an, gelockt wird mit Dumpingpreisen und die Presse feiert, dass es eine weitere billige Alternative für „Taxifahrten“ gibt.
So läuft es derzeit auch wieder mit dem Start von Bolt als Fahrtenvermittler in München und Salzburg. „Die Preise für die Fahrten sollen günstig ausfallen.“ Und: „Die ersten zehn Fahrten kriegen die Kunden zum halben Preis“, schreibt beispielsweise die Münchner Abendzeitung. Und schickt wie zur Beschwichtigung gleich mal ein Zitat von Laurent Koerge hinterher: „“Die Fahrer bezahlen wir natürlich normal.“
Informationen zur Fahrerbezahlung finden sich im Beitrag dann aber keine. Da könnte man jetzt sagen, den Leser einer Abendzeitung interessiert das nicht, da er als Kunde nur am günstigen Fahrpreis interessiert ist und es ihm egal ist, wie hoch die Bezahlung des Fahrers ist.
Es sollte den Kunden allerdings interessieren, denn das unternehmerische Risiko für diese Billigfahrten trägt nicht etwa Bolt, sondern der selbständige Unternehmer, der sich der Plattform anschließt. Genauso wie Uber oder auch Free Now umgeht Bolt damit die lästige soziale Verpflichtung, Mindestlohn, Lohnfortzahlung oder Urlaub zu bezahlen. Diese gesellschaftspolitische Verantwortung wird auf die angeschlossenen Unternehmen und deren Angestellte übertragen.
Aus Sicht von Bolt & Co ist das Ziel klar: Ein möglichst großes Stück vom Kuchen der gewerblichen Personenbeförderung bekommen. Je günstiger man also Fahrten anbietet, desto besser lassen sich Kunden anlocken. Also schreibt der Plattformanbieter die (Dumping-)Preise vor, zu denen der selbständige Unternehmer und dessen Personal dann fahren muss und kassiert von diesem Preis eine Vermittlerprovision, die bei entsprechender Marktmacht dann auch mal auf bis zu 30 Prozent hochgeschraubt wird.
Für Bolt & Co gilt das Prinzip „Masse schlägt Klasse“. Wenn man mit einem um 50 Prozent reduzierten Fahrpreis die dreifache Menge an Fahrten vermitteln kann, ist die Rendite höher.
Die Zeche zahlt der angeschlossene Unternehmer, denn bei ihm stößt das Masse-Prinzip an seine natürlichen Grenzen. Ein einfaches Rechenbeispiel kann das belegen: Eine Innenstadtfahrt kostet bei Bolt beispielsweise 5 Euro (man will ja noch günstiger als Uber sein). Sie dauert inklusive Abholzeit und unter Berücksichtigung des Verkehrs zwanzig Minuten. Selbst wenn der angeschlossene Unternehmer ohne Pause mit Aufträgen „gefüttert“ wird, kann er pro Stunde maximal 15 Euro einfahren, abzgl. zwanzig Prozent Vermittlungsprovision bleiben davon 12 Euro brutto. Davon muss er seinen Unternehmerlohn finanzieren (oder seinem Fahrer gesetzlichen Mindestlohn bezahlen) und die Betriebskosten seines Fahrzeugs decken.
Die Schlussfolgerung liegt klar auf der Hand: Jede Billig-Fahrt ist ein wirtschaftliches Minusgeschäft und der Unternehmer wird gezwungen, entweder sich oder seinen Fahrer auszubeuten oder aber an geltenden Gesetzen vorbei zu agieren. Somit muss also jedem Fahrgast klar sein, der sich über günstige Fahrpriese bei Bolt, Uber und Free Now freut: Mit jeder Fahrt wird ein System unterstützt, das auf die Schaffung prekärer Arbeitsverhältnisse und auf Rechtsbruch ausgelegt ist.
Wie bereits oben erwähnt: Genau dies sollte den Kunden (beispielsweise den Leser der „Abendzeitung) interessieren. Folglich wäre es die ethische und gesellschaftspolitische Verantwortung jeder Tageszeitung und jedes Nachrichtenportals, den Leser immer wieder darüber aufzuklären und sich nicht damit zu begnügen, die fertige PR-Mitteilung des Plattformanbieters ungeprüft zu übernehmen. |
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Verfasst am: Titel: Anzeige |
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TomBlack Forums Profi
Anmeldungsdatum: 28.02.2012 Beiträge: 3861 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 05.04.2022, 16:09 Titel: |
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Genau DAS ist diesen Fahrgästen schei..egal - Hauptsache billig! _________________ Neid muss man sich erarbeiten! |
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