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Hallo Taxi

 
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madeira
Forums Profi


Anmeldungsdatum: 20.12.2015
Beiträge: 2547
Wohnort: Wien

Beitrag Verfasst am: 16.06.2022, 12:42    Titel: Hallo Taxi Antworten mit Zitat

Von der Selbstverständlichkeit zur Zumutung
https://www.news.at/a/schlaglichter-hallo-taxi-12589543
"Sind Sie frei?" Der übliche Satz, mit dem eine Taxifahrt beginnen könnte. Sie stehen hintereinander, meist schwarze Autos, oft nicht selbstverständlich, ob der erste auch der erste ist, oder es beim letzten Wagen beginnt, so fragt man einfach. Wie zum Beispiel beim Hauptbahnhof. Dort stehen allerdings zwei Einteiler oder Einweiser am Taxistand, wer weiß, wie sie sich nennen, auf jeden Fall bestimmen sie, wer der Nächste ist, wer wen führen, bei wem man zusteigen darf. Einer der beiden ist mächtig und breitschultrig, mit Glatze, in Jogginghose und bedrucktem, dunklem T-Shirt und Oberarmen, als würde er die Stunden, in denen er keine Taxis zuteilt, auf Muskelmaschinen im Fitness-Studio verbringen. Der andere eher klein und drahtig, mit dunklen Haaren und in der Mitte zusammenwachsenden Augenbrauen, flink sich bewegend, in schwarzer Hose und buntem Hemd laut schreiend zwischen den Autos, mit schwingenden Armen deutend, wer als Nächster an der Reihe sei, je nachdem, wen der Riese ausgewählt hatte. Wie die beiden die Arbeit aufteilen, ist nicht so leicht erkennbar, ob der Größere der Boss sein könnte oder der geschickt und schnell reagierende Kleinere. Auf jeden Fall funktionieren sie als ein perfekt aufeinander abgestimmtes Team.

Taxameter oder Pauschale
"Wohin?", fragte mich der Muskelmann nach meiner Frage, ob der Wagen frei sei, stellte sich zwischen mich und das Auto, und ich nannte den 19. Bezirk. Er deute auf einen anderen Wagen, der nicht neben mir stand. "Doch was soll's", dachte ich mir, "was hab ich damit zu tun?", und der Flinke lief weg, um das Taxi, das für mich auserwählt war, herbeizuwinken. Und schon standen zwei Frauen mit Koffern hinter mir, auch sie fragten nach einem Taxi, nannten das Hotel, in das sie wollten, und ein anderes wurde herbeigerufen, alles lief reibungslos. Bevor ich einstieg, sagte ich eher schüchtern, fast leise: "Ich brauche eine Rechnung, also bitte den Taxameter einschalten." Die Reaktion des Fahrers überraschte mich. Er beugte sich aus dem Fenster, brüllte in einer mir fremden Sprache, und der Taxi-Kommandant kam in großen Schritten, schüttelte verneinend den Kopf und winkte mit beiden Händen, ich sollte von dem Auto zurücktreten.

"Was ist das Problem?", fragte ich. "Ich brauch einfach nur eine Rechnung."

"Das ist eine Beleidigung, wir sind keine Betrüger, das lassen wir uns nicht gefallen!", schrie er und kam bedrohlich nahe. Er formulierte den Satz nicht ganz so, wie ich ihn hier wiederhole. Es wäre unfair, seine ungewöhnliche Reihung der Worte exakt wiederzugeben, und um seine eigenartige Betonung zu beschreiben, fehlt mir das Talent.

"Warum kann ich keine Rechnung verlangen?", fragte ich, wich einen Schritt zurück vor dem Gerüst auf zwei Beinen, bis ich entdecken musste, dass der kleinwüchsige Partner bereits hinter mir stand und wiederholte: "Das ist eine Beleidigung, das lassen wir uns nicht gefallen!" Auch er mit interessanter Wortreihung und Betonung, die sich von seinem größeren Partner kaum unterschied. Beide waren sich einig, ich hätte den Fahrer beleidigt.

Hietzing und Grinzing
"Hier bekommen Sie kein Taxi, vielleicht ganz hinten, bei denen können Sie es versuchen", sagte der Größere und der Kleinere nickte begeistert. "Das ist doch lächerlich. Ich frage nur nach einer Rechnung, weil das letzte Mal das verdammte Gerät nicht eingeschaltet war und der Fahrer das Doppelte davon verlangte, was es sonst kostet, ein anderes Mal schaltete er das Gerät ein, fuhr jedoch über Hietzing nach Grinzing und wieder kostete es das Doppelte, wenn ich allerdings vorher die Rechnung verlange, klappt es jedes Mal!", versuchte ich mich zu verteidigen. Es führte nicht zur Beruhigung der Situation. Die beiden standen drohend vor mir, doch es erschreckte mich nicht, ich hatte meine Angst verloren, sollten sie mich doch verprügeln und in die nächste Abfalltonne werfen.

Ich beschloss, mit Angriff zu reagieren, und konfrontierte sie mit einem Taxi-Erlebnis, das hier am Hauptbahnhof begann. Als ich damals einstieg, saß neben dem Fahrer eine Frau. Höflich bat mich der Taxilenker, ob sie mitfahren dürfe, sie würde ein paar Straßen weiter aussteigen. Er hätte die Absicht gehabt, sie vor seiner nächsten Fahrt nach Hause zu bringen, aber da ich nun einsteigen wollte, könnte man ja die beiden Fahrten verbinden. Ich nickte und sagte, das sei kein Problem. Was hätte ich tun sollen, es war ein Uhr morgens und das einzige Auto am Taxistand?

Ein paar Straßen weiter stieg sie nicht nur nicht aus, sondern die beiden begannen, laut und immer lauter miteinander zu streiten, schrien einander in einer mir unverständlichen Sprache an, bis die Partnerin nicht an irgendeiner Ecke ausstieg, sondern während der Fahrt die Tür aufriss und den Fahrer zwang, stehen zu bleiben. Sie sprang aus dem Wagen und lief weg. Er brüllte ihr nach, stieg ebenfalls aus und ich nutzte diesen Moment, öffnete die Tür, glitt vorsichtig von der hinteren Sitzbank und verschwand im Dunkeln.

Beide Stoßstangen
Der Größere am Taxistand schien wenig beeindruckt, beharrte weiter darauf, dass ich nach hinten zu den Taxis gehe, doch ich gab nicht so schnell auf und sprach von einem anderen Fahrer, der bei Rot an einer Kreuzung einen Anruf bekam. Er stellte auf Lautsprecher. Eine Frauenstimme lachte und versuchte, etwas zu erzählen, konnte kaum sprechen vor lauter Lachen, bis auch mein Fahrer zum kichern begann, immer lauter wurde, sein Lachen in ein Keuchen überging, er nach Luft schnappte, die Veränderung auf Grün an der Kreuzung übersah, die Autos hinter ihm hupten und er auf meine freundliche Bemerkung "Es ist grün!" nicht reagierte.

Er bog sich vor und zurück, schlug mit beiden Händen auf das Lenkrad und endlich setzte er sich in Bewegung und stieß auf das vor uns stehende Fahrzeug. Es war nicht mehr als ein Berühren der Stoßstangen, doch beide Fahrer sprangen aus den Autos, drohten mit der Polizei, so dass ich auch hier die älteste Form der Konfliktlösung wählte: die Flucht.

Doch all das Erzählen half nicht. Meine Verbannung wurde nicht aufgehoben. Mitleidlos schickte mich der Aufpasser nach hinten an das Ende der Wartenden und meinte, ich sollte es dort versuchen, hier würde mich niemand mitnehmen. Ich ging langsam die Reihe ab, fragte jeden Einzelnen, ob er frei wäre, sie verneinten alle, bis am Ende oder am Anfang, je nachdem wie man die Reihe sieht, ein älterer Herr in kariertem Hemd und braunem Sakko, mit ein paar längeren grauen Haaren auf der glatten Oberfläche des Kopfes aus dem Auto sprang, mir die Tür öffnete, dann sofort den Taxameter einschaltete und mir das Gefühl gab, die Taxiwelt sei doch noch in Ordnung.

Jahreskarte
Dann begann er zu reden. Das sei die reinste Mafia hier am Hauptbahnhof, man sei den ausländischen Fahrern ausgeliefert, die ohne GPS am Handy keine Straße finden würden, solche wie ihn mit 30 Jahren Erfahrung gäbe es eben nicht mehr. Ich hörte schweigend zu. Er fragte mich, was ich arbeiten würde, sprach weiter, bevor ich antwortete: "Sein S'froh, dass' ka Traxler sind, miserable Bezahlung und mein Chef, ha, hat mit der Erbschaft der Tante die ganze Flotte gekauft und ruiniert das Geschäft jetzt."

Ich nickte nur mehr schweigend. Er war schon bei seiner Frau, die zu Hause sei nach einem Schlaganfall, nicht mehr kochen könne, nur mehr vor dem Fernseher sitze, kam dann zur Tochter, verlassen von dem Hund eines Schwiegersohns, jetzt wolle sie mit zwei Kindern bei ihm einziehen, die kranke Frau, wie sollte das gehen Ich hörte nur mehr Lärm und der schien weit weg zu sein. Ich dachte sehnsuchtsvoll an die ausländischen Fahrer, deren Gerede ich nie verstand. Der Überfall mit der vertrauten, gemeinsamen Sprache nahm mir die Luft wie einem am Seil Hängenden.

Ich nahm die Zeitung aus dem Fach auf der Rückseite des vorderen Sitzes, blätterte mehr aus Verzweiflung als Interesse und sah ein Inserat der Wiener Linien: Reduzierte Jahreskarte für Pensionisten! Ich riss die Seite heraus und steckte sie in meine Manteltasche
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TaxiCab
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Anmeldungsdatum: 21.01.2022
Beiträge: 41
Wohnort: Wien

Beitrag Verfasst am: 17.06.2022, 10:29    Titel: Antworten mit Zitat

wusste garnicht das es einweiser am HB gibt Smile
aber leider ist diese Geschichte Realität am HB
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