Heimbringerdienst, der

[franz]

In ländlichen Gemeinden tauchen im Jahreskreis Plakate für alle möglichen Veranstaltungen auf: Ball des Kameradschaftsbundes, Bierzelt, Sommerfest, Herbsttanz, Christmas- party, Silvestergala. Neben den Informationen über die Tanzmusik und den Tombola- Hauptpreis (ein halbes Schwein im Ganzen) findet sich immer öfter der Vermerk: Heimbringerdienst.

Der Heimbringerdienst hat die Aufgabe, Besucher des jeweiligen Festes, wie der Name zweifelsfrei aussagt, *heim*zubringen. Nachdem sich in den veranstaltenden Vereinen immer weniger Idealisten finden, die diese schwere Last auf ihre Schultern bzw ihren privaten Kleinbus nehmen (die Gründe dafür sind vielfältig, aber alle überzeugend), wendet man sich immer öfter an das örtliche Taxiunternehmen, das den Heimbringerdienst gerne übernimmt.

Er gestaltet sich folgendermaßen:

Man fährt mit allen verfügbaren Fahrzeugen ab 23.00 vor dem Veranstaltungsort auf. Dort werden einem vom Veranstalter die zu führenden Listen überreicht, die je nach Veranstalter unterschiedlich auszufüllen sind. Bei manchen genügt die Personenanzahl sowie zurückgelegte Kilometer und angefallene Kosten, andere verlangen wiederum die Verwandtschaftsverhältnisse mütterlicherseits incl. Geburtsdatum der dritten Großkusine. (Mittlerweile haben wir uns eigene Listen gebastelt und verweigern die Verwendung anderer Listen konsequent).

Um 23.01 müssen die ersten beiden Fahrzeuge abgezogen werden, weil ja auch der *normale* Taxibetrieb weiterläuft. Der übriggebliebene Kleinbus wird von einem jungen Mann besetzt, der sein Fahrziel auf grund starker Alkoholisierung nur mehr mit *hoam* angeben kann.

Einzelne Ausfälle werden sofort abtransportiert.

Als Fahrer hat man nun Gelegenheit, das muntere Treiben auf dem Platz zu beobachten. Die kids unterhalten sich prächtig bei Fangenspielen, Beschimpfungen, Getränken aus Rucksäcken und kleineren Scharmützeln rivalisierender Dorfbewohner. Blasen werden gegen alles entleert was irgendwie im Weg....*NEINDUWIRSTNICHTGEGENMEINTAXIP.....!!!!*

Die Stimmung nähert sich dem Höhepunkt, das Fest seinem Ende. Punkt 02.00 muss die Musik aufhören, Punkt 03.00 wird die Halle geräumt. Man muss ja schließlich noch aufräumen, etc pp.

Nun stehen (im höchsten Glücksfall) 3 Kleinbusse einer Menge von ~200 Jungbürgern gegenüber, die alle höflich, aber bestimmt und nichts sehnlicher wollen, als *hoam*.
Von Veranstalterseite haben wir uns der Dienste zweier Mitglieder versichern lassen, die den kleinen Ansturm ein bisschen in geordnete Bahnen lenken sollen, Zb 8 Personen ganz grob und ungefähr in eine Richtung zusammenzustellen- Rundreisen dauern länger als die gerade Linie. Die zwei mühen sich redlich mit ihrem Bier, haben aber sonst kaum Erfolg.
So packen wir die ersten Busse voll. Noch können die meisten bis 8 zählen,-obwohl:*des is mei freind, wann der ned mitkummt, bleib i a do*- und: *i muas nu wen suachn* -jedoch: *hau di eina, auf den oan kummts a nimmer an* sowie *i hob mei jackn / zigarettn / feiazeig / beliebiges verlorn*.
Nach Einhebung des Selbskostenanteils von meist zwei Euro pro Person kann die Reise beginnen. Nein, zuerst nach XXXX!!!!!!!!!!. Klar. Jeder gehört in eine andere Richtung, deshalb ja die Parkplatzordner.Bus 2 fällt schon während der ersten Fahrt aus *Mir hat oana einagsp****.....

Bei den weiteren Touren empfiehlt sich unbedingt das Betätigen der Zentralverriegelung. Durch den Fensterspalt sprechend hat man SOFORT 8 junge Menschen, die GARANTIERT in eine Richtung wollen ( von den Parkplatzordnern sind mitllerweile nicht einmal mehr Uniformreste zu sehen). Irgendwann musst du den Bus öffnen..........und wie durch ein Wunder ist er im Handumdrehen besetzt von mindestens 15 Jungmenschen, die, o Wunder, siehe oben *des is mei freind* uswusf. Es gestaltet sich schwierig, die Zahl auf 8 zu reduzieren, manchmal muss man sogar jemandem wieder aus dem Bus heraushelfen, weil er nun so absolut gar nicht dazupasst. Dieser ist meist dafür verantwortlich, dass am Morgen danach die hintere Nummerntafel nur mehr an einer Schraube hängt und trotzig nach unten zeigt- sein letzter Halt vor Abfahrt des Busses........
Bus 3 kann nicht mehr weiterfahren *Mir hams die Seitntür aussagrissn*. Gott sei Dank ist Bus2 so weit gereinigt, dass er wieder eingreifen kann.

Dieses Spiel wiederholt sich bis in den Morgen, nur die Argumente, warum jemand gerade JETZT mit muss, ändern sich. Von Erfrieren, schweren Krankheiten, schwangeren Gattinnen zuhause bis zu Schlägen für den Taxler reichen die Angebote.

Irgendwann, nachdem auch der örtliche Mitbewerber in den Kampf eingegriffen und seine Dienste als *Heimbringer* zum Taxitarif angeboten hat, wird es lichter am Horizont.

Ach ja, die zwei Euro!!!! *I hab koa Geld mehr..........was tan ma denn jetzt?*
*Taxler, was kosts denn ins Puff? A nur zwoa Euro, gell* *I mog ned hoam, i mag zum Wirt XXX*

Bewohner von weiter entfernten, also nicht mehr angrenzenden Gemeinden, bezahlen den normalen Taxitarif ab Gemeindegrenze... *Des hab i ned gwusst!* *Taxler, du bedackelst mi* *Guad, dann muasst mi zum Bankomat fahrn*......... Dass die Bankomatkarte die Herausgabe von Geld auf grund des vergessenen Codes bzw mangelnder Bonität verweigert ist schon im vorhinein klar.

Irgendwann lesen wir die letzten Reste auf. Auch die beiden Parkplatzwächter tauchen gestärkt und mit rosigen Gesichtern wieder auf. *Na, Taxler, is eh guad ganga, oder? A bissl öfter hättats kumma kina, wo warts denn immer? Aber weil halt mia die Leit so klass einteilt ham, habts ja eh nur fahrn braucha*

Unsere Wunden leckend, gehen wir gegen 08.00 ins Bett und schwören uns NIENIENIEwieder Heimbringerdienst zu fahren.

Während der Autoreinigung am späten Nachmittag ein Anruf des Chef: *Sehr zufrieden, der Veranstalter. Und weils so gut geklappt hat, nächstes Jahr bitte wieder. Der Termin ist........*
Unsere Schreikrämpfe überhört er geflissentlich.

Gute Fahrt euch allen! franz

[Google]

[Bibiblocksberg]

Dir wird nicht fad, gell?

[Taxman]

gratulation!!!!
da kann man nur sagen wer sich in gefahr begibt kommt darin um........
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!!!MAN MUSS NICHT ZWINGEND IMMER ALLES SO MACHEN WIE ES SCHON IMMER WAR!!!

[zoli]

Also das Landleben ist doch nicht so gemütlich.